Gefährliche Online-Fallen: Wie du dich vor unnötigen Kosten schützt
Das Wesentliche auf einen Blick
Offizielle Dokumente wie Geburtsurkunden oder Führungszeugnisse können online beantragt werden – aber nur über offizielle Behördenseiten kostenlos oder zum offiziellen Preis.
Private Dienstleister nutzen oft irreführende Webseiten, um Anträge kostenpflichtig weiterzuleiten oder bloße Ausfüllhilfen zu verkaufen.
Vermeide Kostenfallen: Achte auf das Impressum, vermeide Werbeanzeigen in Suchmaschinen und prüfe die Kosten, bevor du einen Antrag stellst.
Sicher & SCHUFA-frei finanzieren statt in Kostenfallen tappen
Inhalt des Artikels
Online-Anträge: Einfache Lösung oder teure Falle?
Viele Behördengänge lassen sich mittlerweile bequem von zu Hause aus erledigen. Ob Führungszeugnis, Kirchenaustritt oder Geburtsurkunde – zahlreiche Dokumente können über Online-Portale schnell und unkompliziert beantragt werden. Doch Vorsicht: Nicht alle Angebote stammen von offiziellen Stellen!
Einige Unternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Antragsprozesse komplizierter darzustellen, um dafür hohe Bearbeitungsgebühren zu verlangen – teilweise für Leistungen, die du direkt beim Amt kostenlos oder zum offiziellen Preis erhalten würdest. Oft erscheinen diese Seiten in der Google-Suche ganz oben, weil sie bezahlte Anzeigen schalten. Viele Nutzer bemerken erst nach dem Klick oder sogar erst nach der Zahlung, dass sie kein offizielles Angebot genutzt haben. Deshalb gilt: immer genau hinschauen, bevor du Daten oder Geld preisgibst.
Praxisbeispiel für Online-Kostenfallen
Eine Verbraucherin wollte online ein Führungszeugnis beantragen und klickte auf das erste Google-Ergebnis. Für den Antrag zahlte sie knapp 40 Euro – obwohl das Führungszeugnis beim Bundesamt für Justiz nur 13 Euro kostet. Erst nach der Zahlung stellte sie fest, dass sie lediglich eine Ausfüllhilfe bei einem privaten Anbieter gekauft hatte – und den eigentlichen Antrag noch selbst beim Amt stellen musste. Solche Kostenfallen sind leider keine Einzelfälle.
Wie erkennst du unseriöse Anbieter von Online-Anträgen?
Unseriöse Seiten tauchen häufig ganz oben in den Suchergebnissen auf, weil sie gezielt Werbung schalten und damit vor den offiziellen Behördenseiten gelistet werden. Auf den ersten Blick wirken sie oft vertrauenswürdig – das Design erinnert an echte Behördenportale, mit offiziellen Farben, Wappen oder Begriffen wie „amtlich“, „staatlich“ oder „offiziell“. Doch der Schein trügt: Diese Seiten stammen meist von privaten Anbietern, die für eigentlich kostenlose oder günstige Dienstleistungen hohe Gebühren verlangen.
Ein wichtiges Warnsignal ist das fehlende oder schwer auffindbare Impressum. Achte deshalb immer darauf, ob eine vollständige Anbieterkennzeichnung vorhanden ist – inklusive Name, Adresse und rechtlicher Form.
Auch die Webadresse gibt Aufschluss: Offizielle Behörden nutzen in der Regel Domains mit „.gov“ oder „.de“ – idealerweise mit einem Hinweis auf eine Bundes- oder Landesbehörde. Endungen wie „.com“ oder „.org“ sind hingegen bei deutschen Amtsseiten untypisch. Wenn du dir unsicher bist, suche die Website besser über das Bürgerportal deiner Stadt oder direkt über bundesweite Plattformen wie www.bund.de.
Checkliste: So erkennst du unseriöse Antragsseiten
Prüfe die Webadresse (URL)
Endet sie auf .de, .bund.de oder .gov? → Gut
Endet sie auf .com, .org, .info oder enthält sie ungewöhnliche Zusätze wie „-dokumente“ oder „-beantragen“? → Vorsicht!
Sieh dir das Impressum genau an
Gibt es eine vollständige Anbieterkennzeichnung mit Name, Adresse und Rechtsform?
Ist ein Unternehmen und keine Behörde im Impressum genannt? → Wahrscheinlich kein offizieller Anbieter
Achte auf auffällige Formulierungen
Wird mit „schnell“, „amtlich geprüft“, „vereinfachter Antrag“ oder „offizieller Service“ geworben?
Steht irgendwo klein „privater Anbieter“ oder „nicht mit einer Behörde verbunden“? → Warnzeichen!
Vergleiche die Kosten
Verlangt die Seite deutlich mehr als z. B. 13 € für ein Führungszeugnis?
Werden zusätzliche „Servicepauschalen“ fällig? → Vorsicht vor überhöhten Gebühren!
Gibt es einen erreichbaren Support?
Ist eine Kontaktmöglichkeit angegeben?
Nur ein Formular oder keine Telefonnummer? → Möglicherweise unseriös
Plötzliche Ausgaben? Wir helfen schnell & transparent
Nachsendeauftrag: Überteuert statt offiziell
Ein Nachsendeauftrag bei der Deutschen Post kostet etwa 30 Euro für sechs Monate. Private Anbieter verlangen dafür bis zu 110 Euro. Ihr Geschäftsmodell: Sie reichen deine Daten an die Post weiter und kassieren dafür eine saftige Gebühr.
Die Webseite sieht oft der echten Post-Website zum Verwechseln ähnlich. Beauftrage deinen Nachsendeantrag deshalb direkt über die offizielle Seite der Deutschen Post.
SCHUFA-Selbstauskunft: Kostenlos oder 30 Euro?
Jeder kann einmal im Jahr kostenlos eine SCHUFA-Datenkopie nach Artikel 15 DSGVO beantragen. Doch Drittanbieter nutzen die Unwissenheit der Verbraucher und verlangen bis zu 30 Euro für die einfache Weiterleitung des Antrags. Die echte kostenlose SCHUFA-Auskunft kannst du direkt über die offizielle SCHUFA-Website anfordern.
Die SCHUFA warnt aktiv vor unseriösen Drittanbietern und betont, dass die Datenkopie auf ihrer offiziellen Website kostenlos beantragt werden kann. Der Link zur kostenfreien Selbstauskunft nach DSGVO ist dort prominent platziert.
Selbstauskunft versus Bonitätscheck: Was Verbraucher wissen sollten
Wenn es um die SCHUFA und ihre Dienstleistungen geht, herrscht oft Verwirrung zwischen der Datenkopie und dem Bonitätscheck. Obwohl beide Dokumente Informationen über die eigene Kreditwürdigkeit enthalten, dienen sie unterschiedlichen Zwecken und haben unterschiedliche Kosten.
Die Datenkopie: Kostenloser Einblick in die eigenen Daten
Die Datenkopie oder Selbstauskunft nach Artikel 15 DSGVO ist ein kostenfreier Service, den jeder Verbraucher einmal jährlich beantragen kann. Dieses Dokument bietet eine vollständige Übersicht darüber, welche Informationen die SCHUFA über die anfragende Person gespeichert hat.
Die Datenkopie ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gedacht und dient der eigenen Kontrolle, ob die gespeicherten Daten korrekt sind. Sie ist nicht dafür gedacht, als Nachweis gegenüber Dritten, wie etwa Vermietern oder Banken, verwendet zu werden.
Der Bonitätscheck: Kostenpflichtiger Nachweis für Dritte
Der Bonitätscheck ist ein kostenpflichtiges Produkt, das die SCHUFA für Verbraucher anbietet, die ihre Kreditwürdigkeit gegenüber Dritten nachweisen möchten. Vermieter, Banken oder Mobilfunkanbieter verlangen häufig diesen Bonitätsnachweis, um sicherzustellen, dass der Antragsteller finanziell zuverlässig ist.
Anders als die Datenkopie enthält der Bonitätscheck nur relevante Daten, die für eine Bewertung der Bonität wichtig sind, und ist übersichtlich aufbereitet. Dieser Service kostet derzeit 29,95 Euro und ist nicht kostenfrei.
Warum die Unterschiede wichtig sind
Viele Verbraucher bestellen fälschlicherweise eine kostenpflichtige Bonitätsprüfung, obwohl sie eigentlich nur ihre Datenkopie einsehen möchten. Diese Verwechslung kann teuer werden, da der Bonitätscheck in vielen Fällen gar nicht notwendig ist. Zudem nutzen dubiose Drittanbieter diese Unklarheit aus, um Verbraucher mit kostenpflichtigen Angeboten zu täuschen.
Schnelle Hilfe sichern
Diese Anträge erhältst du kostenlos!
Rundfunkbeitrag (GEZ): Völlig kostenlos
Alle Online-Services zum Rundfunkbeitrag sind kostenlos. Das beinhaltet auch das An- oder Abmelden einer Wohnung oder Änderungen am Beitragskonto. Wer seinen Rundfunkbeitrag anpassen oder sich abmelden will, sollte dies über die offizielle Seite des Beitragsservice tun. Drittanbieter verlangen bis zu 40 Euro, um deine Daten weiterzuleiten – ein unnötiger Service, den du leicht selbst erledigen kannst. Auch hier gilt: Überprüfe die URL und vermeide Werbeanzeigen in den Suchergebnissen!
Kinderzuschlag, Wohngeld & Co.: Achtung bei Online-Anträgen
Viele Familien haben Anspruch auf Kinderzuschlag oder Wohngeld. Doch wer online danach sucht, landet oft auf Seiten, die lediglich teure Formulare verkaufen, statt den Antrag direkt bei der zuständigen Behörde einzureichen. Bei der Familienkasse kannst du den Kinderzuschlag kostenlos beantragen.
Sozialversicherungsausweis: Kostenlos bei der Krankenkasse
Wenn du einen Sozialversicherungsausweis benötigst, kannst du ihn direkt bei deiner Krankenkasse oder der Deutschen Rentenversicherung kostenlos anfordern. Private Anbieter verlangen oft 20 Euro, nur um deine Anfrage weiterzuleiten.
Führungszeugnis: Vorsicht bei vermeintlichen Behörden-Services
Manche Websites verkaufen nur Ratgeber statt echter Dienstleistungen. Statt deines beantragten Führungszeugnisses bekommst du für 13 Euro nur eine PDF-Datei mit Erklärungen, wie du es beantragen kannst. Das Bundesjustizamt stellt alle Infos kostenlos zur Verfügung, das Führungszeugnis selbst kostet 13 EUR.
Vorsicht: Kein Widerrufsrecht durch versteckte Klauseln
Viele unseriöse Anbieter nutzen eine rechtliche Grauzone, um Verbraucher daran zu hindern, ihr Geld zurückzufordern. Beim Bestellvorgang wird oft im Kleingedruckten darauf hingewiesen, dass man auf sein gesetzliches Widerrufsrecht verzichtet. Die Formulierung lautet häufig so:
_"Ich verlange ausdrücklich, dass Sie vor Ende der Widerrufsfrist mit der Ausführung der beauftragten Dienstleistung beginnen. Mir ist bekannt, dass ich bei vollständiger Vertragserfüllung durch Sie mein Widerrufsrecht verliere."_
Wer diese Bedingung akzeptiert, erlaubt dem Anbieter, die "Dienstleistung" sofort zu erbringen – auch wenn es sich dabei nur um das Erstellen eines Formulars oder das Versenden einer automatisierten E-Mail handelt. Sobald dies geschehen ist, erklären die Betreiber den Vertrag als erfüllt und lehnen einen Widerruf kategorisch ab.
Das Problem: Vielen Betroffenen ist gar nicht bewusst, dass sie einer solchen Klausel zugestimmt haben, da sie oft unscheinbar platziert ist – etwa als unauffälliges Häkchen im Bestellprozess oder als versteckter Hinweis in den AGB. Erst wenn sie ihr Geld zurückfordern, werden sie mit dieser Klausel konfrontiert.
Was kannst du tun?
Falls du in eine solche Falle getappt bist, lohnt es sich dennoch, die Forderung zu prüfen. Anbieter müssen den Verzicht auf das Widerrufsrecht klar und deutlich kommunizieren – ist das nicht geschehen, könnte der Vertrag trotzdem widerrufbar sein. Dokumentiere den gesamten Bestellprozess und lass dich im Zweifel von einer Verbraucherzentrale beraten.
Wichtige Tipps zur sicheren Antragstellung
Nutze nur offizielle Behördenseiten deiner Stadt oder Gemeinde.
Überprüfe die URL – offizielle Stellen enden oft auf .de oder .gov.
Meide Anzeigen in Suchmaschinen (markiert mit "Gesponsert") und scrolle zu den organischen Suchergebnissen.
Prüfe das Impressum: Steht dort ein Unternehmen mit Sitz im Ausland? Dann Finger weg!
Dokumentiere den Bestellprozess mit Screenshots, falls du unsicher bist.
Fazit: Augen auf bei Online-Anträgen
Online-Dienstleistungen sind bequem, aber nicht jede Webseite ist seriös. Viele private Anbieter machen mit eigentlich kostenlosen oder günstigen Behördenleistungen ein einträgliches Geschäft. Informiere dich gut, wo du offizielle Dokumente beantragen kannst, und zahle nicht für unnötige Weiterleitungen oder Informationen, die du kostenlos bekommst.